Ich genieße es, mit meinem Drachen auf dem Berg der Erkenntnis zu sein. Ich weine, so sehr bin ich gerührt von Saphiras Nähe. Ich spüre wie unsere Herzen verschmelzen und ich berühre sanft ihre schuppige Haut. Mutig steige ich auf ihren Rücken, halte mich an ihrem Hals fest und schwebe bereits im nächsten Moment durch die Lüfte...
Mein Seelenland ist weit. Alles ist neu für mich. Viele Hügel und Bäume erstrecken sich vor meinem Blickfeld, doch ein Gebäude fällt mir sofort ins Auge. Und tatsächlich steuert mein Drache zielgerade darauf zu. Es ist ein schlanker, weißer oder vielleicht sogar hellrosa Turm, der wie ein Rapunzelturm weit hinaufreicht. Auf dem schlanken Hals sitzt eine glattwandige Kugel: Ein Haus wie aus dem Märchen mit einer runden Öffnung. Darüber schließt ein dunkelblaues Spitzdach mit überlappenden Schindeln ab. Vorsichtig schwebt mein Drache an den ominösen Kugelbau heran und landet sachte an einer kleinen Stufe, die gleichmäßig um den Bau herum verläuft. Neugierig spähe ich ins Innere. Ein Raum öffnet sich mir, an dessen Ende ein großes Holzbett mit weißen Laken steht. Darin liegt ein alter, dürrer Mann. Er sieht schwach und krank aus. Ich trete freundlich an ihn heran und frage ihn, wer er sei. Er antwortet: „Deine alte Seele.“ Dann steht er von seinem Lager auf und ich kann seine beinahe durchsichtige Haut sehen, die sich um die Knochen darunter spannt. Er ist mit nichts als einem gewickelten weißen Tuch um den Genitalbereich bekleidet; es wirkt beinahe wie eine überdimensionale Windel. Ich schenke diesem Mann ganz bewusst meine Liebe und plötzlich steht er in einem weißen, langen Gewand da. Er ist immer noch sehr alt, doch wirkt er nun stabil und lebendig. Eine seiner Hände trägt nun einen langen Holzstab an dessen Ende eine leuchtende Kugel in einem Wurzelgeflecht eingebunden ist. Er segnet mich mit diesem Stab. Ich danke und verlasse den nun stattlichen Mann, die Verbildlichung meiner Seele. Saphira fliegt mit mir davon und ich bin glücklich über mein erstes Abenteuer im Land meiner Seele.
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